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Differenzielles Üben

Ein Praxisprojekt von Judith Beckedorf und Prof. Thomas Fellow im Rahmen des Digital Fellowship-Programms für die Weiterentwicklung der digitalisierten Hochschulbildung an den sächsischen Hochschulen, durchgeführt 2020 bis 2022.

 

Differenzielles Lernen bezeichnet das Lernen eines Bewegungsablaufes anhand von Unterschieden, welche dabei bewusst erzeugt werden können. Dieses Lernmodell orientiert sich unter anderem an der Lernstrategie von Kleinkindern, die durch ungerichtete und immer wieder unterschiedliche Versuche irgendwann Bewegungen erlernen. Bezogen auf das Üben im musikalischen Kontext können wir das Differenzielle Üben dem Traditionellen Üben gegenüberstellen, ohne ein Lernmodell dem anderen als überlegen anzusehen. Beim Traditionellen Üben wird sich der “perfekten” Bewegung (z.B. der Interpretation eines Stückes anhand der eigenen Vorstellung oder einer Video- oder Audioaufnahme) Stück für Stück angenähert. Beim Differenziellen Üben hingegen wird sich der Zielbewegung von verschiedenen Seiten her genähert.

Ein bekanntes Beispiel ist das Punktieren einer schnellen Sechzehntel Kette in beide Richtungen. Das Ergebnis dieses Projektes sind vier Videos, die aus unterschiedlichen Blickwinkeln systematisch Licht auf das Differenzielle Üben werfen und konkrete Anleitung und Beispiele für die Anwendung im Instrumentalunterricht allgemein und an der Gitarre geben. Im Idealfall ergeben sich aus dem differenziellen Umgang mit musikalischem Material kreative Interpretationen oder Kompositionen. In Kombination mit Traditionellem Üben stellt sich ein stabiles und gleichzeitig flexibles Musizieren ein, das langfristig gesund und lustvoll ist.


Inhalte

  • 1. Einführung
    • 1.1 Bedeutung
    • 1.2 Differenzielles Üben in der Musik
    • 1.3 Vorteile
      • 1.3.1 Belastungssteuerung
      • 1.3.2 Flexibilität
      • 1.3.3 Lösungswege
      • 1.3.4 Kreativität
      • 1.3.5 Spaß am Üben
  • 2. Musik
    • 2.1 Tempo
      • 2.1.1 Graduelle Steigerung
      • 2.1.2 Chunks
      • 2.1.3 Anwendung im Stück
        • 2.1.3.1 Graduelle Steigerung
        • 2.1.3.2 Agogik
    • 2.2 Rhythmisierung
      • 2.2.1 Gruppen aus 2, 3, 4 und 5 Tönen
        • 2.2.1.1 Einzeltöne
        • 2.2.1.2 Tonleiter
    • 2.2.2 Rhythmuspyramide
      • 2.2.2.1 Tonleiter
    • 2.2.3 Anwendung im Stück
      • 2.2.3.1 Rhythmuspyramide 1
      • 2.2.3.2 Rhythmuspyramide 2
    • 2.3 Phrasierung
      • 2.3.1 Gruppierung
      • 2.3.2. Anwendung im Stück
        • 2.3.2.1 Schematisch
        • 2.3.2.2 Frei
    • 2.4 Dynamik
      • 2.4.1 Crescendo
      • 2.4.2 Decrescendo
      • 2.4.3 Crescendo und Decrescendo
      • 2.4.4 Anwendung im Stück
    • 2.5 Stimmtrennung
      • 2.5.1 Nacheinander
      • 2.5.2 Balance links und rechts
        • 2.5.2.1 Tonleiter
        • 2.5.2.2 Anwendung im Stück
    • 2.6 Triller
      • 2.6.1 Anwendung im Stück

 

  • 3. Gitarre
    • 3.1 Betonung
      • 3.1.1 Tonleiter
      • 3.1.2 Arpeggio
    • 3.2 Artikulation
      • 3.2.1 Tonleiter
      • 3.2.2 Arpeggio
    • 3.3 Rhythmisieren
      • 3.3.1 Gruppen aus 2, 3 und 4 Tönen
      • 3.3.2 Rhythmuspyramide
    • 3.4 Position
    • 3.5 Fingersatz linke Hand
      • 3.5.1 Ein-Finger-Tonleiter
      • 3.5.2 Tonleiter auf einer Saite horizontal
      • 3.5.3 Vier Töne pro Saite diagonal
      • 3.5.4 Lagenwechsel mit Slide diagonal
    • 3.6 Fingersatz rechte Hand
    • 3.7 Sounds
    • 3.8 Hände separat
      • 3.8.1 Linke Hand
      • 3.8.2 Rechte Hand
    • 3.9 Unabhängigkeit
      • 3.9.1 Linke Hand
      • 3.9.2 Rechte Hand
    • 3.10 Anwendung im Stück
      • 3.10.1 Differenzielles Entdecken
      • 3.10.1.1 Betonung
      • 3.10.1.2 Artikulation
      • 3.10.1.3 Rhythmisierung
      • 3.10.1.4 Position
      • 3.10.1.5 Fingersatz linke Hand
      • 3.10.1.6 Fingersatz rechte Hand
      • 3.10.1.7 Sounds
    • 3.11 Warmup
  • 4. Situation
    • 4.1 Veränderung
    • 4.2 Konzert
    • 4.3 Wettbewerb und Studio
    • 4.4 Unerwartetes
    • 4.5 Ansagen
    • 4.6 Fehler

Weitere Informationen zum Differenziellen Üben

Interview mit Wolfgang Schöllhorn

Begründer des bewegungswissenschaftlichen Ansatzes des Differenziellen Lernens
WQ Media. Wissenschaft mit Jartsen Schwanke: Schöllhorn TV HD, verfügbar auf Youtube unter https://youtu.be/ZtucSlAE0Fo, abgerufen am 4.7.2022

Mantel, Gerhard (1987): Cello Üben. Eine Methodik des Übens nicht nur für Streicher, Mainz: Schott (hier insbesondere der Ansatz der Übens mit rotierender Aufmerksamkeit)

Widmaier, Martin (2016): Zur Systemdynamik des Übens. Differenzielles Lernen am Klavier, Mainz: Schott