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ERASMUS-Aufenthalt in Frankreich

Marlene Mieth studiert seit dem Wintersemester 2022/23 im Gesang an der Hochschule für Musik Dresden. Das Wintersemester 2024/25 verbrachte sie im Rahmen des ERASMUS-Austauschprogramms an dem Conservatoire National Supérieur de Musique (CNSMD) Lyon, Frankreich. Hier berichtet sie u.a. von ihren Eindrücken und Erfahrungen, den Unterschieden zur HfM Dresden und warum ihr Aufenthalt kürzer war als ursprünglich geplant.

Da ich schon seit meiner Kindheit viel in Kontakt mit Frankreich kam, habe ich mich entschieden ein ERASMUS-Austauschsemester in Lyon zu verbringen. Lyon ist eine wunderschöne Stadt mit zwei Flüssen, einem Künstlerviertel und insgesamt sehr lebendig. Tatsächlich ist mir die Stadt schon in dieser kurzen Zeit so ans Herz gewachsen, dass ich mir gut vorstellen könnte, eines Tages dort zu leben! 

Das CNSMD ist in vielerlei Hinsicht anders als die HfM in Dresden. Die Gebäude sind alt und ein wenig  schäbig, aber irgendwie fühlt sich das auch urig und angenehm an. Der Unterricht ist in fast jedem Fach deutlich praktischer und in noch kleineren Gruppen angesetzt als ich es gewohnt war. Es gab eine sehr aktive Ansprache der einzelnen Studierenden im Unterricht und wir haben größtenteils in einer Art Gruppenarbeit zusammengearbeitet.  

Anstelle von Frontalunterricht haben wir viel praktisch gearbeitet. Das war teilweise anstrengend, weil es kaum Möglichkeiten gab, kurz abzuschalten und erforderte viel Disziplin bei der Unterrichtsvorbereitung- aber ich empfand es trotzdem als durchaus sehr sinnvoll.  Ich hatte das Gefühl, man kommt dadurch schneller voran und das Wissen bleibt nachhaltiger hängen.

Ein weiterer großer Punkt meiner Reise war natürlich die neue Sprache. Französisch ist zwar eine wunderschöne, aber ziemlich schwere Sprache, gerade für Anfängerinnen wie mich. Ich hatte mich zwar darauf vorbereitet, hatte aber erwartet, schneller reinzukommen oder zumindest teils in Englisch durchzukommen. Beides war nicht der Fall und hat meine Studienzeit deutlich anstrengender gemacht. Kurse können sehr lang sein, wenn man wenig versteht, aber aktiv dabei sein muss. Dafür geht man aber mit einer neuen Sprache raus, auch wenn mein Französisch noch nicht da ist, wo ich es gern hätte. 

Auch organisatorisch bot das CNSMD einige Vorteile gegenüber der HfM: Die Online-Buchung von Überäumen funktionierte reibungslos, sodass Räume nie ungenutzt blieben. Was mir außerdem sehr gut gefiel, war, dass die Hochschule einen starken Fokus auf die mentale Gesundheit legt und dementsprechende Angebote macht, wie kostenlose Gespräche mit Therapeut:innen , Vertrauenspersonen und eine offene Kommunikation über diese Themen, was ich mir auch an der HfM mehr wünschen würde. 

Trotz vieler positiver Eindrücke, die ich am CNSMD in Lyon sammeln durfte, habe ich aus verschiedenen Gründen meinen geplanten Auslandsaufenthalt von einem Jahr auf sechs Monate verkürzt. Daraus ergeben sich ein paar Tipps für Studierende, die ebenfalls einen ERASMUS-Aufenthalt planen: 

Erstmal möchte ich wirklich jedem und jeder einen Auslandaufenthalt während des Studiums ans Herz legen, denn jede Auslandserfahrung die einen zwangsläufig etwas aus der Comfortzone bewegt, ist wertvoll und kann zu neuen Erkenntnissen führen! 

Ein wichtiger Punkt wäre, früh und kontinuierlich nach einer Wohnung zu suchen! Der Wohnungsmarkt in Lyon war in meinem Fall sehr angespannt, und eine unpassende Wohnsituation kann den gesamten Aufenthalt belasten! Im Nachhinein wäre ein Platz in einem Studierendenwohnheim vermutlich die bessere Wahl gewesen.

Auch früher und intensiver die Sprache zu lernen ist ein wesentlicher Punkt! Besonders um Freundschaften zu schließen ist es enorm wichtig sich ordentlich unterhalten zu können, was bei mir leider die ersten Monate nicht der Fall war. Dafür wäre es hilfreich, wenn es für HfM-Studierende die Möglichkeit gäbe, an den Sprachkursen der TU teilzunehmen, da externe Kurse oft mit hohen Kosten verbunden sind. Aber falls die Umstände vorerst bleiben wie sie sind empfehle ich, trotzdem das Geld zu investieren oder selbstdiszipliniert zu lernen oder was auch immer möglich ist.

Außerdem kann ich nur empfehlen im Rahmen der Möglichkeiten so wenig Kurse zu belegen wie möglich, da allein die Sprache und alles andere Neue schon eine Herausforderung sind. 

Wenn man vor Ort ist, kann man über das internationale Austausch-Netztwerk „ESN“, das hauptsächlich  über WhatsApp organisiert ist, eine super Zeit mit Leuten aus aller Welt verbringen und verschiedenste Kurse ausprobieren.

Und abschließend möchte ich noch meine wichtigste Erkenntnis teilen, die man auf viele Lebensbereiche übertragen kann: Es ist immer okay etwas abzubrechen, wenn es nicht gut für einen ist. Man muss nicht alles, was man sich vorgenommen hat, um jeden Preis zu Ende bringen, nur um es durchgezogen zu haben oder weil man denkt es werde von einem erwartet– insbesondere nicht, wenn es auf Kosten der eigenen Gesundheit geht. In diesem Sinne habe ich auch gelernt, dass es manchmal besser ist, eine Pause einzulegen, anstatt dauerhaft mit halber Energie weiterzumachen. 

Auch wenn mein Studium in Lyon nicht in jeder Hinsicht ideal verlief, habe ich aus dieser Zeit viel mitgenommen und möchte noch einmal jeder und jedem ans Herz legen, die so wertvolle und im Leben nie wieder so einfache Gelegenheit zu nutzen, während des Studiums ins Ausland zu gehen!


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Lyon 2024: Marlene Mieth vor dem Künstlerviertel „Croix rousse“/Foto: Marlene MiethLyon 2024: Die vielen Schornsteine zeichnen die Altstadt aus/Foto: Marlene MiethLyon 2024: Eine der vielen Kathedralen und Kirchen in der Altstadt/Foto: Marlene MiethLyon 2024: Fußgängerbrücke in der Innenstadt/Foto: Marlene MiethLyon 2024: Das Künstlerviertel „Croix rousse“/Foto: Marlene MiethLyon 2024: Im Viertel „Croix rousse“ gibt es viel Straßenkunst/Foto: Marlene MiethLyon 2024: Jemandes Titanic-Moment vor der Hochschule/Foto: Marlene MiethLyon 2024: Ski fahren ca. 2 Stunden von Lyon entfernt/Foto: Marlene Mieth