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Frischer Wind im Lehramt Musik

Die Corona-Zeit hat an der Hochschule für Musik in Dresden viele Spuren hinterlassen. Viele Lehrende und Studierende haben digitale Inhalte zu schätzen gelernt und probieren sich aus. Im Bereich Lehramt gibt es mit Julia Malischke und Cornelius Volke zwei junge Kolleg/innen, die die Ausbildung in Dresden mit ihren Ideen bereichern.

 

Was macht für Sie eine gute Lehrkraft im Bereich Musik aus?

VOLKE: Ich mag es, wenn die Studierenden am Ende des Studiums als selbstbewusste Persönlichkeit Ihre eigene musikalische Meinung begründet vertreten können. Im Schulalltag geht es dann darum, verschiedene künstlerische Stärken von Schüler/innen zu erkennen. Die Förderung dieser unterschiedlichen Qualitäten erfolgt dann aber nicht individuell, sondern in der Gruppe. Ein/e gute/r Musiklehrer/in braucht deshalb gruppenpsychologisches Geschick, Sicherheit in vielen musikalischen Stilen und Formen, sowie Überzeugungskraft durch künstlerische Qualität.

MALISCHKE: Für mich ist ein/e gute/r Musiklehrer/in jemand, der selbst für die Musik brennt und große Freude daran hat, diese Begeisterung weiterzugeben. Inhaltich und fachlich bedeutet das eine gut strukturierte, durchdachte und interessante Unterrichtsgestaltung und Planung, aber auch den Mut und die Offenheit zu haben, neue Wege zu gehen. Lehrer/innen sollten die Kinder in ihren Schwächen geduldig stützen und den Glauben an die eigenen Stärken nähren.

Was wollen Sie den Studierenden beibringen?

MALISCHKE: In erster Linie möchte ich sie fachlich, menschlich und persönlich unterstützen, damit sie sowohl künstlerisch dazugewinnen als auch Tools an die Hand bekommen, die ihnen später im Lehrberuf eine Hilfe sind. Unseren künstlerischen Studierenden möchte ich vor allem das Gefühl geben, dass ihnen auch in ungewissen Zeiten ihre Passion zur Musik eine Sicherheit, Überzeugung und künstlerische Haltung ist, mit der sie sehr viel bewegen können.

VOLKE: Die Studierenden möchte ich dazu befähigen eigene Interpretationsentscheidungen zu treffen, diese mit Ensembles in der Probenarbeit weiterzuentwickeln und schließlich zu künstlerischen Gruppenergebnissen zu gelangen.

Herr Volke, Sie sind für den Studiochor verantwortlich und begleiten den Aufbau eines analogen Studioorchesters. Was ist das Besondere daran?

VOLKE: Sowohl im Studiochor, als auch im neuen Studioorchester ab Herbst 2022, musizieren die Lehramtsstudierenden selbst und lernen dabei die vielfältigen Ensemblesituationen quasi „von innen“ kennen. Im Gegensatz zu anderen Hochschulensembles geht es hier nur um dirigistische und methodische Erfahrungen und nicht darum einen öffentlichen Auftritt vorzubereiten.  Die Studierenden führen den Chor bzw. das Orchester organisatorisch und künstlerisch weitestgehend eigenständig und damit vermitteln wir ihnen neben dem Dirigieren wichtige Kompetenzen in Proben- und Besetzungsplanung, Programmzusammenstellung, Notenbeschaffung und -einrichtung und Kommunikation. Unser Studiochor kooperiert jedes Jahr mit einem Partnerensemble direkt aus einer Schule.

Frau Malischke, Sie bauen gerade ein Video-Studio auf. Warum und wie wollen sie es für die Lehre nutzen?  

MALISCHKE: Die Idee ist, dass wir die Studierenden zum einen in die Video- und Audio-Arbeit einführen – was heutzutage zum Arbeitsgebiet einer/s jede/n Musikers/in und Musiklehrers/in gehört - und ihnen zum anderen eine Möglichkeit geben, das Ergebnis ihrer Arbeiten zu präsentieren unabhängig von Auftrittsmöglichkeiten. Ich empfinde es als motivierend und hilfreich sich kleine mittelfristige Ziele zu setzen und mit der Produktion von Audio- und Videodateien werden die Studierenden dazu angeregt, ihre Arbeit auf den Punkt zu bringen.

Herr Volke, auch Sie nutzen digitale Medien für die Ensemble- und Chorarbeit. Warum halten Sie dasfür sinnvoll?

VOLKE: Digitale Medien und digitale Noten sind für mich kein Selbstzweck, aber es gibt insbesondere im Ensemblekontext viele nützliche Einsatzorte, die wir schon erfolgreich ausprobiert haben. Im laufenden Probenprozess können wir digitales Notenmaterial einrichten, anpassen und arrangieren. Die Studierenden sind dankbar, dass die digitalen Hilfsmittel helfen, Papierchaos zu reduzieren und Ressourcen zu schonen. Außerdem werden Unterrichts- oder Probeninhalt zuverlässig ausgetauscht und bleiben dennoch nachvollziehbar erhalten. Und trotzdem möchte ich betonen, die Arbeit mit Ensembles ist eine zwischenmenschliche Angelegenheit und das Dirigieren etwas sehr Körperliches und Individuelles. Das Digitale soll und kann das Drumherum optimieren, aber niemals die einzigartige und wunderschöne Herausforderung der Führung und Entwicklungen von homogenen Ensembles ersetzen.

Warum sollten sich Studieninteressierte für ein Studium an der HfM Dresden entscheiden?

MALISCHKE: Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass viele Musikhochschulen zahlreiche und reizende Studienangebote haben. Aber insbesondere die Gitarrenausbildung ist in Dresden ganz besonders. In diesem Studienfach taucht man in mehrere Stilrichtungen ein und ist besonders kreativ gefordert. Durch die Einbeziehung mehrerer Lehrer während des Studiums beschäftigt man sich mit den verschiedensten Themen.  Insgesamt inspirieren sich die verschiedenen Studienbereiche wie Lehramt, Musikpädagogik und die künstlerischen Richtungen gegenseitig und sind miteinander gut im Austausch.
VOLKE: Auch ich möchte an dieser Stelle die unkomplizierte Zusammenarbeit mit den Professoren und Kommilitonen aus den anderen künstlerischen Fächern, von denen die Lehramtsstudierenden in vielen Projekten und Ensembles profitieren, betonen. Durch eine Kooperation mit der Hochschule für bildende Künste können sie jedes Jahr exklusiv einzigartige und sehr erfolgreiche Opern- und Musicalprojekte durchführen. Abgesehen davon: Die Dichte von Kunst und Kultur in Dresden sucht seinesgleichen und kann von Kunstliebhaber/innen jeder Art täglich erlebt und genossen werden.

 

Zu den Personen

Cornelius Volke unterrichtet seit 2015 Chor- und Orchesterleitung an der Dresdner Musikhochschule. Beide Fächer studierte er bei Prof. Ekkehard Klemm und Prof. Hans-Christoph Rademann in Dresden und Zürich. Als Preisträger des MDR Dirigierwettbewerbs und Mitglied im Dirigentenforum konzertierte er u.a. mit dem MDR Sinfonieorchester und dem RIAS Kammerchor. Nach seiner ersten Stelle als Chordirektor und Kapellmeister am Theater Hof war er bis 2021 als stellvertretender Chordirektor an der Semperoper Dresden engagiert.

Julia Malischke unterrichtet seit sieben Jahren an der Hochschule für Musik Dresden. Sie leitet den Fachbereich akustische Gitarre Lehramt und gibt Unterricht im Bereich Instrumental- und Gesangspädagogik. Sie studierte Pädagogik und Gitarre in Augsburg sowie akustische Gitarre/Weltmusik in Dresden. Als Sängerin und Gitarristin des Genres Akustik Folk/Pop tritt sie sowohl solo als auch in verschiedenen Besetzungen auf.


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Julia Malischke und Cornelius Volke/Foto: Stefanie Pilz