
Neuer Band der Dresdner Schriften zur Musik erschienen
Über Chorleiter Hans Thamm
Dresdner Schriften zur Musik über Chorleiter Hans Thamm erschienen
„Hans Thamm brannte für das Knabenchorideal und wollte sich selbst und seiner Umgebung zeigen, dass sein neu gegründeter Knabenchor genauso gut singen kann wie die berühmten Kruzianer oder Thomaner – und das hat er geschafft wie Schallplatten- und Rundfunkaufnahmen des Windsbacher Chors beweisen“, so Dr. Matthias Herrmann, emeritierter Professor für Musikwissenschaft der Hochschule für Musik Dresden über den Protagonisten seines zuletzt herausgegebenen 16. Bands der Dresdner Schriften zur Musik über Hans Thamm von Frohmut Gerheuser.
Thamm war ehemaliger Kruzianer und hat 1940 am ehemaligen Konservatorium der Landeshauptstadt Dresden, dem Vorgängerinstitut der heutigen Musikhochschule, seinen kirchenmusikalischen Abschluss gemacht. „Er fühlte sich von den damaligen Musikern der Kreuzkirche Rudolf Mauersberger und Herbert Collum so sehr beeinflusst, dass er 1946 nach Kriegsrückkehr selbst einen Knabenchor nach Dresdner Vorbild gründete. Durch sein kontinuierliches Arbeiten in stimmlicher, klanglicher und stilistischer Hinsicht vermochte er es, schon nach geraumer Zeit auf seinen Windsbacher Chor aufmerksam zu machen“, so Herrmann. Damit habe er wie Karl Richter in München und Franz Herzog in Göttingen die mitteldeutsche Chortradition in Westdeutschland etabliert und somit die bestehenden Grenzen im geteilten Land wenigstens in musikalischer Hinsicht überwunden.
„Mit dem neuen Kreuzkantor Martin Lehmann ab Herbst 2022 schließt sich der Kreis Dresden – Windsbach – Dresden. Lehmann sang nicht nur selbst im Kreuzchor und war Absolvent der Dresdner Musikhochschule, sondern auch ein Jahrzehnt lang Thamms Nachfolger in Windsbach“, so Herrmann. Verfasst hat die Biografie von Hans Thamm der Münchner Autor Frohmut Gerheuser, der Thamms Klavierschüler in Windsbach war und zeitlebens der Musik verbunden ist.
Dresdner Schriften zur Musik, Band 16
(herausgegeben von Prof. Dr. Matthias Herrmann):
Hans Thamm und sein Windsbacher Knabenchor
Ein Leben für die Musica Sacra
Von Frohmut Gerheuser, unter Mitwirkung von Erhard Frieß
ISBN 978-3-8288-4663-0
320 Seiten
Tectum Verlag, Baden-Baden

Neuer Schulleiter am Landesgymnasium für Musik
Joachim Rohrer seit August im Dienst
Joachim Rohrer ist seit diesem Schuljahr neuer Schulleiter des Landesgymnasiums für Musik Carl Maria von Weber Dresden. „Ich freue mich darauf, musikbegeisterte Schülerinnen und Schüler kennenzulernen und mit ihnen, ihren Lehrerinnen und Lehrern und ihren Eltern gemeinsam nach individuellen Wegen zu suchen, damit sie ihre Fähigkeiten – sowohl künstlerisch als auch fachlich - bestmöglich entfalten und weiterentwickeln können“, so Rohrer.
Der 56-Jährige studierte Schulmusik und Politikwissenschaft in Stuttgart. Neben seiner langjährigen Lehrtätigkeit an einem Baden-Württembergischen Musikgymnasium lehrte er schulpraktische Chor- und Ensembleleitung an der Hochschule für Musik Freiburg (2006 - 2010) und war zuletzt Schulleiter des Landesgymnasiums für Musik „Clara-Schumann“ in Lahr (2010 – 2021). Als einer, der Dresden bisher nur aus der touristischen Perspektive kannte, habe er nun die Gelegenheit hinter die Fassade der traditionsreichen Kulturmetropole zu blicken. Rohrer: „Die Aufgabe des Sächsischen Musikgymnasiums die Schülerinnen und Schüler auf ihr zukünftiges Leben vorzubereiten und sie nicht nur als aktive Musikerinnen und Musiker, sondern auch als weltoffene, tolerante junge Menschen, die sich an gesellschaftlichen Entwicklungen aktiv beteiligen wollen, auszubilden, inspiriert mich.“
Das Konzept des Zusammenwirkens von Musikgymnasium und Musikhochschule, wie es in Dresden der Fall ist, habe ihn überzeugt. „Die Lehrenden der Musikhochschule sind hauptverantwortlich für die hochprofessionelle Ausbildung im Bereich der Instrumental- und Vokalpädagogik am Gymnasium und die großartigen Veranstaltungen der Studierenden sorgen dafür, dass unsere Schülerinnen und Schülern die bunte Welt der Musik kennenlernen. Dieses Zusammenspiel ist selten in Deutschland“, so Rohrer weiter.

Verabschiedung von Prof. Dr. Matthias Herrmann
Der Musikwissenschaftler geht in den Ruhestand
Im Herbst verabschiedet die Musikhochschule Prof. Dr. phil. habil. Matthias Herrmann offiziell in den Ruhestand. Der Musikwissenschaftler wird emeritiert, bleibt aber weiterhin Hochschulmitglied. 1955 im Erzgebirge geboren, war er Mitglied im Dresdner Kreuzchor und studierte später Musikwissenschaft an der Universität Leipzig. Nach Tätigkeiten an der Sächsischen Landesbibliothek Dresden und am Sächsischen Tageblatt kam er 1986 an unsere Hochschule: zunächst ans Heinrich-Schütz-Archiv und 1993 als Professor für Musikgeschichte ans Institut für Musikwissenschaft. Zahlreiche Vorträge führten ihn quer durch Deutschland und ins Ausland, zuletzt nach Bulgarien, Japan, Österreich und Tschechien.
Im Interview erzählt er, was er der Musikhochschule Dresden für die Zukunft wünscht, welche Begegnungen ihm aus seinen Dienstjahren in Erinnerung bleiben werden und welche Projekte er weiterhin verfolgen wird.
Die öffentliche Verabschiedung wird am 13. Oktober 2021, 18:00 Uhr, im Kleinen Saal stattfinden.
Was planen Sie für Ihren Ruhestand?
Jeder – so auch ich – hat beim Eintritt in den Ruhestand die Illusion, mehr Ruhe und weniger Verpflichtungen zu haben. Ich bin gespannt, wie das in der Realität aussehen wird.
Sie bleiben der HfM noch als Professor erhalten. An welchen Projekten arbeiten Sie weiter?
Ich behalte die Herausgeberschaft der „Dresdner Schriften zur Musik“. Weitere von mir betreute Bände befassen sich mit Musikern jüdischer Herkunft: Paul Aron emigrierte 1933 aus Dresden und starb 1955 in New York; Erwin Schulhoff dagegen misslang die Auswanderung von Prag in Richtung Sowjetunion und starb 1942 in einem bayerischen Internierungslager. Beide Persönlichkeiten haben für die Etablierung der zeitgenössischen Musik enorm viel geleistet und verdienen weitere Aufarbeitung. Eine andere, ebenso wichtige Thematik steht kurz vor der Drucklegung: Der zweite Teil der „Konzerttätigkeit der Königlichen musikalischen Kapelle zu Dresden: 1859 – 1918“ des früheren Dramaturgen der Sächsischen Staatskapelle, Eberhard Steindorf. Das ist wiederum eine beeindruckende Quellenarbeit, die Bestand haben wird. Sie dürfen auch auf diese Geschichten gespannt sein!
Sie haben viel zu Musikerpersönlichkeiten geforscht. Welcher Musiker hat Sie am meisten beeindruckt und warum?
Wenn man über einen Menschen arbeitet, die man persönlich erlebt hat, ist es nicht immer leicht, Objektivität zu wahren. Auch noch nach 50 Jahren beeindruckt mich mein ehemaliger Lehrer im Kreuzchor, Rudolf Mauersberger, der 1971 verstarb. Er hat sich seiner Aufgabe mit totaler Hingabe gewidmet, hatte Visionen und war eine besonders direkte Persönlichkeit mit Ecken und Kanten. Solch unverwechselbare Persönlichkeiten gibt es heute nur noch selten.
Wenn Sie an Ihre Dienstjahre zurückdenken: Welche Highlights bleiben Ihnen in Erinnerung?
Meine erste Dienstreise zu einer wissenschaftlichen Tagung ins westliche Ausland – und zwar nach Österreich – am Jahresbeginn 1988. Obwohl ich kein sogenannter DDR-„Reisekader“ war, hat die damalige Hochschulleitung dem verantwortlichen Ministerium für Kultur in Berlin die Zustimmung erteilt und so das dortige Genehmigungsverfahren ermöglicht.
Aus den zahlreichen Konferenzen, die ich seit Ende der 1980er Jahre geleitet habe, ragt die dreiteilige Serie „Dresden und die avancierte Musik im 20. Jahrhundert“ als Kooperation mit dem Dresdner Zentrum für zeitgenössische Musik (1998 – 2002) heraus. Die zahlreichen Vorträge in Verbindung mit dokumentarischem Material haben wir in unserer damaligen Buchreihe „Musik in Dresden“ auf rund 1.200 Seiten veröffentlicht.
Zudem möchte ich eine wiederholt praktizierte Veranstaltungsform „Ein Tag für …“ erwähnen, die mir viel Spaß gemacht hat: zuletzt im Gedenken an Peter Schreier, davor für Günter Raphael, Max Reger, Lothar Voigtländer, Udo Zimmermann etc. Das waren Veranstaltungen mit Vorträgen, Roundtables und Konzerten, die auf viel Interesse gestoßen sind. Der Schreier-Tag war ein regelrechter Besuchermagnet.
Gibt es eine witzige/rührende Anekdote aus Ihren Berufsjahren, die Sie mit uns teilen wollen?
Ja, ich fand mal vor einer Semesterpause ein Päckchen mit Keksen und einem Briefchen vor. Der Absender war eine amerikanische Studentin, die vorübergehend meine Vorlesungen besuchte hatte und zum Abschied schrieb: Sie habe bemerkt, wie sehr ich meinen Beruf lieben würde. Deshalb habe sie für mich etwas aus ihrer Heimat gebacken.
Was wünschen Sie der HfM Dresden für die Zukunft?
Dass sie sich ihrer 165-jährigen Geschichte vom Königlichen Konservatorium über das Konservatorium der Landeshauptstadt Dresden (vereinigt mit der Orchesterschule der Sächsischen Staatskapelle) und der Akademie für Musik und Theater noch stärker bewusst wird – auch aus dem Grunde, weil die Anzahl der Anfragen nach Studierenden und Lehrenden aus aller Welt deutlich zugenommen hat und wir oft nicht auskunftsfähig sind. Da zahlreiche Archivalien 1945 verbrannt sind, kommt man in Zukunft nicht umhin, eine systematische Personenerfassung seit 1856 zu betreiben.
Welche Rolle spielt die Musikwissenschaft für zukünftige Generationen?
Sie wird nicht an Bedeutung verlieren, da Musik und das Reflektieren über sie Teil der menschlichen Gesellschaft ist. Schwerpunktverlagerungen, gerade im medialen Bereich, werden nicht ausbleiben, was (historisch betrachtet) völlig normal ist. Wichtig scheint mir aber, dass wir als Fachvertreter eine verständliche Sprache wählen, um eine stärkere Wirkung auch beim breiteren Publikum zu erzielen.

Studien zur Dresdner Überlieferung von Instrumentalkonzerten deutscher Komponisten des 18. Jahrhunderts
Manfred Fechner
Laaber-Verlag 1999
437 S. mit zahlr. Notenbeisp. u. 65 Notenfaks., gebunden
(Dresdner Studien zur Musikwissenschaft, Bd. 2)
ISBN 3-89007-349-2
mehr zum Inhalt
Band 2 der Dresdner Studien zur Musikwissenschaft ist der Erschließung des Dresdner instrumentalen Repertoires aus der barocken Ära des sogenannten "augusteischen Zeitalters" (1694–1763) verpflichtet: Exemplifiziert an der instrumentalen "Leitgattung" der Epoche, dem Instrumentalkonzert, werden die heute in der Sächsischen Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden verwahrten Konzert-Manuskripte eines Telemann, Heinichen, Pisendel, Fasch, Stölzel, Quantz und Graun aus dem Fundus der einstigen Dresdner Hofkapelle und der privaten Musiksammlung ihres langjährigen Konzertmeisters Pisendel auf ihre Überlieferungsmerkmale hin untersucht. Dabei stehen Fragen der Manuskriptbeschaffenheit und -herkunft, Schreiberzuweisungen, Datierungsprobleme sowie aufführungspraktische Spezifika des für die Entwicklung des Instrumentalkonzertes nicht hoch genug zu veranschlagenden Quellenbestandes im Zentrum der Erörterungen.
Bezug über:
Laaber-Verlag

Aneignung durch Verwandlung. Aufsätze zur deutschen Musik und Architektur des 16. und 17. Jahrhunderts
Hrsg.: Wolfram Steude
Laaber-Verlag 1998
254 S. mit 7 Abb. und zahlr. Notenbeisp., gebunden
(Dresdner Studien zur Musikwissenschaft, Bd. 1)
ISBN 3-89007-348-4
mehr zum Inhalt
Im Eröffnungsband der Dresdner Studien zur Musikwissenschaft kommt in sieben Aufsätzen das sich in der Musikgeschichte permanent wiederholende Phänomen der Umsetzung innovativer auswärtiger Anstöße in der deutschen Musikpraxis zur Sprache. Wichtigstes Element dieses Prozesses war das sich dem Komponisten stellende Problem der Vertonbarkeit der deutschen Sprache und Dichtung im 16. und 17. Jahrhundert, dem Zeitraum, dem die Beiträge gewidmet sind.
Daß der Rezeptions- und Umwandlungsvorgang in den anderen Künsten in gleicher Weise stattfand, belegt der abschließende Beitrag zur Architekturgeschichte des Dresdner Residenzschlosses.
Bezug über:
Laaber-Verlag