Antrittskonzert - Prof. Roland Kluttig
Antrittskonzert - Prof. Roland Kluttig
31.10.25 Freitag 11:00
Sächsische Staatsoper Dresden, Semperoper
, Theaterplatz 2
, 01067 Dresden
Eintritt
20€ | erm. 10€
Tenor: Jongwoo Hong (Meisterklasse Prof. Hendrikje Wangemann)
Horn: Yu Takashima (Klasse Prof. Robert Langbein)
Hochschulsinfonieorchester
Leitung: Prof. Roland Kluttig
Benjamin Britten: Four Sea Interludes
Benjamin Britten: Serenade für Tenor, Horn und Streicher
Robert Schumann: 2. Sinfonie C-Dur op. 6
Zu den Stücken
Benjamin Brittens Four Sea Interludes aus der Oper Peter Grimes (1945) zählen zu seinen eindrucksvollsten Orchesterwerken. In vier atmosphärischen Klangbildern wird das Meer zu einem Sinnbild menschlicher Gefühle – mal ruhig und geheimnisvoll, mal aufgewühlt und bedrohlich.
I. Dawn: Der Zyklus wird mit schimmernden Klängen der Dämmerung eröffnet.
II. Sunday Morning: Mit hellem Glockengeläut erwacht ein Küstendorf zum Leben.
III. Moonlight: Es breitet sich eine stille, fast träumerische Nachtszene aus.
IV. Storm: Die ganze Wucht der Elemente wird entfesselt.
Britten gelingt es, Naturbeobachtung und seelische Tiefe in eindrucksvoller Balance zu verbinden. Seine klare, farbenreiche Orchestrierung und die feine Dramaturgie machen die Sea Interludes zu einem Werk von bleibender Faszination – einer musikalischen Reise durch Licht, Bewegung und die unendliche Kraft des Meeres.
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Die Serenade für Tenor, Horn und Streicher entstand 1943 inmitten des Krieges und zählt zu Brittens persönlichsten Werken. Für den Tenor Peter Pears und den Hornisten Dennis Brain geschrieben, verbindet sie auf eindrucksvolle Weise menschliche Stimme, Naturklang und Streicherfarben. In sechs Vertonungen englischer Gedichte aus verschiedenen Jahrhunderten entfaltet Britten ein vielschichtiges Nachtbild.
I. Pastoral (Charles Cotton): In diesem Gedicht wird der ruhige Übergang vom Tag zur Nacht beschrieben – die Natur kommt zur Ruhe, während die Menschen sich dem Schlaf überlassen. Es ist ein friedliches, fast pastorales Bild des Abends, voller Harmonie zwischen Mensch und Natur.
II. Nocturne (Alfred, Lord Tennyson): Tennyson beschwört die verführerische, zugleich unheimliche Kraft der Nacht, die Träume und Ängste gleichermaßen weckt. Der Schlaf erscheint hier als Schwelle zwischen Bewusstsein und Vergessen.
III. Elegy (William Blake): Blake meditiert über die Zerbrechlichkeit des Lebens und den unausweichlichen Verfall der Schönheit. Die Natur selbst scheint hier zu trauern – ein stiller, melancholischer Gesang über Vergänglichkeit.
IV. Dirge (anonym, 15. Jh.): Dieses alte englische Klagelied erinnert an die Toten und ruft zur Demut angesichts der Vergänglichkeit auf. In seiner archaischen Sprache klingt eine düstere, fast rituelle Trauer an.
V. Hymn (Ben Jonson): Jonsons Gedicht ist ein Lobgesang auf die Nacht als göttliche Hüterin der Ruhe. Die Dunkelheit wird nicht gefürchtet, sondern als schützende, reinigende Kraft gefeiert.
VI. Sonnet (John Keats): Keats verbindet in seinem Sonett die Schönheit des Abends mit der Ahnung des Todes. Die Nacht wird hier zum Symbol des Friedens, aber auch der endgültigen Stille.
Ein geheimnisvoller Prolog und Epilog des Horns, ausschließlich auf Naturtönen gespielt, rahmen den Zyklus und verleihen ihm einen archaischen, beinahe überirdischen Charakter. Zwischen zarter Lyrik, träumerischer Melancholie und dunkler Bedrohung zeigt sich Brittens Meisterschaft, Poesie in Klang zu verwandeln. Die Serenade ist zugleich Meditation und Mahnung: eine musikalische Reise durch die Nacht, in der Schönheit und Vergänglichkeit, Frieden und Unruhe untrennbar miteinander verwoben sind.
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Robert Schumanns zweite Sinfonie in C-Dur, op. 61 entstand 1845/46 in Leipzig – eine Zeit, in der der Komponist mit gesundheitlichen Krisen und depressiven Phasen rang. Dennoch ist das Werk von einer inneren Aufwärtsbewegung geprägt, ein klingender Weg aus Dunkelheit zu neuer Stärke.
Der erste Satz beginnt mit einer feierlichen Bläserfanfare, die als Leitmotiv immer wiederkehrt und den kämpferischen Grundton bestimmt. Das Scherzo ist von rhythmischer Energie und kontrapunktischer Finesse erfüllt, durch zwei lyrische Trios wirkungsvoll kontrastiert. Im Adagio espressivo erreicht Schumann eine tiefe, fast intime Ausdruckskraft – eine Musik von stiller Trauer und tröstender Schönheit. Das Finale schließlich löst die Spannung in heller C-Dur-Strahlkraft und führt die anfänglichen Motive zu versöhnender Vollendung.
Schumanns Zweite ist weniger triumphal als menschlich – sie erzählt vom Ringen, vom Zweifel und vom Sieg der schöpferischen Kraft über die innere Dunkelheit.
Mitwirkende
Roland Kluttig (*1968) wurde während seines Studiums in Dresden vom Dirigentenforum des Deutschen Musikrats, der Akademie Schloss Solitude, der Herbert von Karajan Stiftung und dem Peter Eötvös Institut gefördert. Nach seinem Studienabschluss leitete er von 1992 bis 1999 das Kammerensembles Neue Musik Berlin und gastierte auf vielen bedeutenden Festivals in ganz Europa. 2000 bis 2004 war er als Musikalischer Assistent und Kapellmeister an der Staatsoper Stuttgart engagiert, 2010 bis 2020 als Generalmusikdirektor am Landestheater Coburg. Direkt im Anschluss war Kluttig bis 2023 Chefdirigent der Oper Graz und der Grazer Philharmoniker.
Als gefragter Dirigent gastierte er an Staatsoper Stuttgart, der Hamburgischen Staatsoper, der Oper Frankfurt, dem Greek National Opera und dem Aalto Theater in Essen. 2024 wurde er von der internationalen Fachzeitschrift für Musiktheater Opernwelt 2024 zum Dirigenten des Jahres nominiert. Seit dem Sommeresmter 2025 ist Roland Kluttig an der Hochschule für Musik Dresden Professor für Orchesterdirigieren und leitet das dortige Hochschulsinfonieorchester.
Der südkoreanische Tenor Jongwoo Hong studierte an der Hochschule für Musik Carl Maria von Weber Dresden im Masterstudiengang Operngesang bei Herrn Lothar Odinius. Seinen Bachelor absolvierte er an der Seoul National Universität bei KS Prof. Seung-hyun Attila Jun. Dort sammelte er erste Erfahrungen auf der Opernbühne als Monostatos (Die Zauberflöte), Rinuccio (Gianni Schicchi), Nemorino (L’elisir d’amore) und Gaston (La traviata).
Zu seinem Repertoire gehören zudem u.a. die Krönungsmesse C-Dur von W. A. Mozart, Salve Regina in G minor von J. Haydn. Während des Studiums in Dresden war er Finalist beim Concorso Internazionale Città di Pienza, und Semi-Finalist beim Concorso Internazionale Gaetano Fraschini. Gastengagements führten ihn an die Deutsche Oper Berlin (Die Meistersinger von Nürnberg) und die Oper Leipzig (Il viaggio a Reims). Von 2023 bis 2025 war Jongwoo Hong Mitglied des Jungen Ensembles der Semperoper Dresden. In der Spielzeit 2025/26 wird er an der Semperoper in "Die Zauberflöte", "Roméo et Juliette", "humanoid", "Rigoletto" und "Der Florentiner Hut" zu erleben sein.
Yu Takashima erhielt 2016 ihren ersten Hornunterricht und entdeckte dabei früh ihre Begeisterung für den warmen Klang und die Ausdruckskraft des Instruments. Von 2019 bis 2022 besuchte sie die renommierte Kyoto Horikawa Musikoberschule. Während dieser Zeit entwickelte sie sich zu einer vielseitigen und sensiblen Musikerin, die ihr Können 2022 mit dem 1. Preis beim 17th Junior Solo Horn Competition in Japan unter Beweis stellte.
Nach ihrem Abschlusskonzert im März 2022 begann sie ihr Studium an der Tokio Universität der Künste bei Prof. Hidaka, bevor sie im März 2023 nach Deutschland übersiedelte, um ihre musikalische Ausbildung bei Prof. Dallmann fortzusetzen. Bereits wenige Monate später bestand sie die Aufnahmeprüfung an der Hochschule für Musik Carl Maria von Weber Dresden. Wichtige künstlerische Impulse erhielt sie durch Meisterkurse, unter anderem im Naturhornspiel in Michaelstein (2023) sowie bei den Emsbürener Musiktagen (2024), wo sie mit einem Stipendium ausgezeichnet wurde. Orchestererfahrungen sammelte sie zunächst als Solohornistin unter Prof. Hohenfels und ist seit November 2024 mit einem Zeitvertrag als Solohornistin bei der Mittelsächsischen Philharmonie tätig.
Das Hochschulsinfonieorchester ist eines der Herzstücke der Hochschule für Musik. Das Orchesterspiel stellt neben solistischer und kammermusikalischer Schulung den zentralen Schwerpunkt einer praxisnahen Ausbildung sowohl von Orchestermusikern als auch Musikpädagogen dar. Neben den hochschuleigenen Professoren unterrichten viele Mitglieder der Sächsischen Staatskapelle Dresden und der Dresdner Philharmonie.
Kooperationen, Praktika und die Möglichkeit, als Substitut, Aushilfe oder in der Orcheste-rakademie zu arbeiten, schaffen zahlreiche Chancen des direkten Berufseinstiegs. Seit 2025 wird das Orchester von Prof. Roland Kluttig geleitet. Der Ausbildungsschwerpunkt des klassischromantischen sowie des zeitgenössischen Repertoires wird durch die Aufführung selten gespielter Werke und Uraufführungen stetig erweitert.
Regelmäßig bringt das Hochschulsinfonieorchester studentische Kompositionen zur Uraufführung. Gesonderte Arbeitsphasen widmen sich der Aufführungspraxis Alter Musik.
