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Beethovens Taubheit im Mittelpunkt der Dresdner Musikwissenschaft
Kann man ohne Gehör Musik machen? „Der beste Beweis dafür ist Ludwig van Beethoven“, so Michael Heinemann, Professor für Musikwissenschaft an der Dresdner Musikhochschule: „Er bewies schon im 18. Jahrhundert, dass hören mehr ist, als wahrnehmen und verstehen.“ Es sei beeindruckend wie er trotz seines beschädigten Gehörs nicht nur neue Klangideen entwickeln, sondern auch äußerst präzise notieren konnte.
Im neuen Buch des Musikwissenschaftlers „Beethovens Ohr. Die Emanzipation des Klangs vom Hören“ beschreibt Heinemann die verschiedenen Möglichkeiten, Musik unabhängig vom Gehör zu erfahren: „Ich will deutlich machen, wie viel mehr Sinne durch Musik angesprochen werden können. Zum Beispiel durch die Haut und Knochen oder Resonanzen, die im Unterbauch entstünden.“
Es sei auffällig, dass die Noten Beethovens im Laufe der Zeit und mit fortschreitendem Verlust des Gehörs viel differenziertere Vortragsanweisungen enthielten, beschreibt Heinemann sein Forschungsinteresse. Beethoven sei ein herausragender Künstler, dessen Klangvorstellungen weit über die Grenzen von Tonsystemen und Klaviaturen hinausreichten. „Mithilfe neuerer kognitionspsychologischer Theorien und Methoden zur Wahrnehmung konnte ich in meinem Buch einen Zusammenhang zwischen der Biografie und dem Spätwerk Beethovens herstellen. Damit können die Notizen Beethovens nicht nur als Notenzeichen, sondern auch als Artikulation des Körpers verstanden werden“, so der Musikwissenschaftler.
Beethovens Ohr. Die Emanzipation des Klangs vom Hören.
Michael Heinemann
München: Edition text + kritik 2020, 156 S., 41 Notenblätter, Kartoniert / ISBN 978-3-96707-452-9
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