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ERASMUS-Aufenthalt in Italien

Franziska Lamers studiert seit dem Wintersemester 2018/19 klassischen Gesang in der Klasse von Silke Richter an der Hochschule für Musik Dresden. Das Studienjahr 2021/22 verbrachte sie im Rahmen des ERASMUS-Austauschprogramms am Conservatorio di Musica „Girolamo Frescobaldi“ in Ferrara, Italien. Im Interview spricht sie über ihre Liebe zu Italien und welchen Erfahrungen – musikalisch und persönlich – sie machen konnte.

Warum haben Sie sich für einen Auslandsaufenthalt während Ihres Studiums entschieden?

Da ich nach dem Abitur direkt angefangen habe zu studieren, bestand eigentlich seit Beginn des Studiums mein Wunsch nach einem Jahr im Ausland. Das Erasmus-Programm bietet dafür eine wunderbare Möglichkeit, die ich gerne nutzen wollte, um mich musikalisch und persönlich weiterzuentwickeln.

Warum ist die Wahl auf Ferrara bzw. das Conservatorio di Musica Frescobaldi gefallen?

Spätestens auf meiner Interrail-Reise im Sommer 2019 habe ich mich in Italien verliebt - in die Kultur, die Sprache, die Lebensfreude und die Gastfreundschaft der Menschen. Ein großer Teil des Repertoires für klassischen Gesang ist in der italienischen Sprache komponiert. Im Studium lernen wir deshalb einige Grundlagen, aber am besten ist es natürlich, von einer Sprache umgeben zu sein und durch das Miterleben zu lernen. Und so war für mich, sowohl auf der musikalisch-beruflichen als auch der persönlichen Ebene, schnell klar, dass ich meinen Auslandsaufenthalt in Italien verbringen möchte.

Ferrara und das Conservatorio Frescobaldi boten für mich die perfekten Bedingungen: Ferrara liegt im Nordosten Italiens und ist sowohl von Deutschland aus gut mit dem Zug erreichbar, als auch innerhalb Italiens gut angebunden. Berühmte und wunderschöne Städte wie Bologna, Venedig und Florenz sind in kurzer Zeit und zu erschwinglichen Preisen zu erreichen. Ferrara selbst ist ziemlich klein, hat aber eine sehr reiche Geschichte, die in der komplett erhaltenen Altstadt aus der Renaissance erlebbar ist. Das Conservatorio liegt zentral und bietet Studierenden in Kooperationen mit dem städtischen Opernhaus und verschiedenen Museen bzw. Galerien gute Auftrittsmöglichkeiten. Ausschlaggebend war für mich jedoch letztendlich das Studienangebot. Das Conservatorio ist wesentlich kleiner als die HfM Dresden, hat aber eine eigene Abteilung für Alte Musik. Dort konnte ich meiner Leidenschaft für diese Musik nachgehen und von einer tollen Professorin die Grundlagen des Barock- und Renaissance-Gesangs lernen.

Was sind die wesentlichen Unterschiede eines Bachelorstudiums (Gesang) in Italien im Vergleich zu Deutschland?

Das Bachelorstudium dauert in Italien nur drei Jahre und ich würde es als wesentlich flexibler und unbürokratischer beschreiben. Die Flexibilität hängt sicherlich aber auch damit zusammen, dass das Conservatorio Frescobaldi so klein und dadurch schon fast familiär ist.

Was hat Ihnen insgesamt besonders gut gefallen?

Ich habe mich in der Stadt und an der Hochschule sehr schnell wohl gefühlt, was vor allem mit der Herzlichkeit und Gastfreundschaft der Menschen, die ich kennenlernen durfte, zusammenhing. Ich hatte eine tolle WG, habe Kontakte zu Studierenden knüpfen können und nicht zuletzt waren die Erasmus-Koordinatorin sowie die Lehrkräfte stets zugewandt und für Fragen offen. Außerdem bietet Ferrara viele Grünflächen und Parks zur Erholung und natürlich das beste Eis! :)

Was würden Sie beim nächsten Mal anders machen?

Vielleicht noch mehr reisen!

Was haben Sie während Ihres Aufenthalts als Musikerin und als Mensch gelernt?

Es hat mir viel Freude bereitet, zu merken, wie ich mich nach und nach immer besser auf Italienisch ausdrücken konnte und diese wunderschöne Sprache ein Teil von mir geworden ist. An der Hochschule konnte ich neben einer verfeinerten Gesangstechnik und tollem neuem Repertoire auch das Erlebnis einer Opernproduktion mitnehmen. Vom Vorsingen über die musikalische und szenische Arbeit bis hin zu den Kostümproben und natürlich der Vorstellung war das eine sehr wichtige Erfahrung für meinen weiteren Weg als Sängerin. Zudem konnte ich Kammermusik-Unterricht belegen, was mir in Dresden als Möglichkeit fehlt. Das leichtere Lebensgefühl, was mich in meiner Zeit in Ferrara begleitet hat, hat mir dabei geholfen, die großen Aufgaben und Veränderungen zu meistern, die mit einem Auslandsaufenthalt einhergehen. Ich bin unabhängiger geworden und habe mich persönlich weiterentwickelt. Nicht zuletzt habe ich wunderbare, herzliche, talentierte Menschen kennengelernt.

Können Sie die Hochschule und einen Auslandsaufenthalt während des Studiums insgesamt empfehlen?

Auf jeden Fall!

Würden Sie mit uns noch ein eindrückliches Erlebnis teilen?

Ich durfte eine kleine Rolle in der Opernproduktion des Conservatorio übernehmen. Die Proben waren anstrengend, aber auf der großen Bühne des städtischen Opernhauses zu singen, war ein großartiges Gefühl! Meine Familie konnte für diesen Abend aus Deutschland anreisen, sodass ich diesen besonderen Moment mit ihnen teilen konnte.

Franziska Lamers/Foto: Susanne GrüttnerFranziska Lamers in Ferrara 2021/22 - Blick aus einem der Überäume auf das Schloss Castello Estense/Foto:Franziska LamersFranziska Lamers in Ferrara 2021/22 - Eine Gasse in der wunderschön erhaltenen Altstadt/Foto:Franziska LamersFranziska Lamers in Ferrara 2021/22 - Museum Casa Romei/Foto:Franziska LamersFranziska Lamers in Ferrara 2021/22 - Nach der Opernvorstellung mit meiner Familie und Freund*innen/Foto:Franziska LamersFranziska Lamers in Ferrara 2021/22 - Das Castello Estense, was einem beim Ankommen in der Stadt begrüßt/Foto:Franziska Lamers