26.06.23 Montag 18:00
Hochschule für Musik Dresden, Raum W 4.12, Wettiner Platz 13, 01067 Dresden

Eintritt
Eintritt frei

Referent: Dr. Michael Jakumeit

Wenn Gustav Mahler seine Symphonien selbst als „monströs“ bezeichnet, sind damit nicht nur die vom Komponisten verlangten gewaltigen orchestralen Besetzungen erfasst. Insgesamt zeichnet sich Mahlers Symphonik durch epische Dimensionen, die den Vergleich mit einem Roman gestatten, und eine markante Heterogenität der eingesetzten musikalischen Gestaltungsmittel aus. Letztere spiegelt sich in einer Vielzahl von unterschiedlichen musikalischen „Charakteren“ und „Vokabeln“ wider. Doch auch der Tonsatz selbst weist ein starkes Gefälle auf, was sich daran zeigt, dass milde Konsonanzen abrupt in ein „Klima der absoluten Dissonanz“ umschlagen können.
In der Mahlerforschung herrscht hinsichtlich der beschriebenen Vielfalt und Heterogenität weitgehend ein Konsens darüber, dass eine Systematisierung der Kompositionstechniken Mahlers unmöglich sei und seiner Musik analytisch allenfalls „mikrologisch“, also lediglich stichprobenartig, begegnet werden könne. Michael Jakumeit vertritt eine entgegengesetzte Position und nimmt eine „makrologische“ Perspektive ein. Es können damit Prinzipien der musikalischen Sprache des Komponisten herausgearbeitet werden, die nicht nur satz- und werkübergreifend Geltung besitzen. Vielmehr handelt es sich um kompositorische Strategien, die sich von der Ersten bis zur Zehnten Symphonie nachweisen lassen, wodurch ein weitaus homogeneres Bild der Kompositionstechnik von Gustav Mahler gezeichnet werden kann.